Donnerstag, 1. März 2007
Antrag stellen
synapse, 21:55h
Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare Formulare
(Aktenwort)
Immer.
Kein Entkommen.
Ein Auskommen, bitte.
"Erst müssen Sie den Antrag stellen!"
"Und so ins Unreine fiktiv, mal so angedacht?"
Ratter ratter Paragraph Dies und das. Manches möglich, nichts klar. Werden wir sehen, erst muß mal eine (Sozial-)prognose her. Eine Einschätzung. Arzt.
"Nein, der legt das nicht fest."
Na dann testet mich mal schön. Fangen wir bei Null an? Nicht mehr in der Lage oder doch? Habe ich denn keine multiple choice?
IQ EQ BQ A-ZQ
"Vielleicht landen sie auch bei meiner Kollegin. Die ist auch nett."
Ich sollte mir so etwas auch angewöhnen.
Mein Eindruck war etwas gegenteilig, zumindest stand sie unter (Rechtfertigungs)Druck. Wofür? Weswegen? Hatte Angst vor Verbindlichem; daß ich mit meinen Anwälten in USA auf Gesagtes klage? Mein Diktiergerät laufen habe?
Mit diesen Bürokraten komme ich einfach nicht klar. Da kann ich nichts gegen machen und machen, was ich will. Das ist ein Automatismus. Keine Schuldfrage. Schwierig.
"Hast du sie gegen dich aufgebracht?"
Habe ich? Habe ich nicht?
Hatte aber Glück, daß das Sicherheitspersonal nicht gerufen wurde oder sie das Vorgespräch, das "eigentlich ohne gestellten Antrag so nicht stattfindet" nicht abgebrochen hatte.
Am Ende verabschiedeten wir uns nett und höflich.
"Geht doch."
Geh ich mal.
Ja ja, die Kommunikation
♪ ♫ Ride the river (J.J. Cale und Clapton)
"Sie müssen mir auch erst einmal zuhören."
mmh
"Wie kommen sie denn dazu, anzunehmen, daß ich ihnen nicht zuhöre?"
"Sie verstehen einfach nicht."
"Wie soll ich denn so etwas Vielfältiges gleich verstehen? Und wo komme ich mal vor?"
"Hier geht es eigentlich noch nicht um sie."
Im Grunde viel zu kompliziert. 45 Minuten Vorsprechen bei der Bürokratie. Da steckt ihres und mein Leben auch noch mit drin. Und die Bedingungen. Und die Abkürzungen.
"Das sexy gibt es nicht mehr." "Wußte gar nicht, daß es sexy gibt."
Danke für die Ausdrucke und Formulare.
Auf eine Neues.
Wir sehen uns.
Ob ich die weitere interne Verwendung dieses Auftritts untersagen soll? Ich muß mich besser mit meinen Anwälten beraten.
Ach geht ja nicht, die gucken TV.
Zur Entspannung CDs hören gegangen im Blödmarkt.
Zum ersten Mal die deutsche Warnung auf einer CD gelesen (Musik Sushido oder so):
VERBRAUCHER
HINWEIS
HARTE TEXTE
... comment
synapse,
Freitag, 2. März 2007, 01:34
Kafka wird der Prozeß gemacht
...»Sie dürfen nicht weggehen, Sie sind ja verhaftet.« »Es sieht so aus«, sagte K. »Und warum denn?« fragte er dann. »Wir sind nicht dazu bestellt, Ihnen das zu sagen. Gehen Sie in Ihr Zimmer und warten Sie. Das Verfahren ist nun einmal eingeleitet, und Sie werden alles zur richtigen Zeit erfahren. Ich gehe über meinen Auftrag hinaus, wenn ich Ihnen so freundschaftlich zurede. Aber ich hoffe, es hört es niemand sonst als Franz, und der ist selbst gegen alle Vorschrift freundlich zu Ihnen. Wenn Sie auch weiterhin so viel Glück haben wie bei der Bestimmung Ihrer Wächter, dann können Sie zuversichtlich sein.« K. wollte sich setzen, aber nun sah er, daß im ganzen Zimmer keine Sitzgelegenheit war, außer dem Sessel beim Fenster. »Sie werden noch einsehen, wie wahr das alles ist«, sagte Franz und ging gleichzeitig mit dem andern Mann auf ihn zu. Besonders der letztere überragte K. bedeutend und klopfte ihm öfters auf die Schulter. Beide prüften K.s Nachthemd und sagten, daß er jetzt ein viel schlechteres Hemd werde anziehen müssen, daß sie aber dieses Hemd wie auch seine übrige Wäsche aufbewahren und, wenn seine Sache günstig ausfallen sollte, ihm wieder zurückgeben würden. »Es ist besser, Sie geben die Sachen uns als ins Depot«, sagten sie, »denn im Depot kommen öfters Unterschleife vor und außerdem verkauft man dort alle Sachen nach einer gewissen Zeit, ohne Rücksicht, ob das betreffende Verfahren zu Ende ist oder nicht. Und wie lange dauern doch derartige Prozesse, besonders in letzter Zeit! Sie bekämen dann schließlich allerdings vom Depot den Erlös, aber dieser Erlös ist erstens an sich schon gering, denn beim Verkauf entscheidet nicht die Höhe des Angebotes, sondern die Höhe der Bestechung, und weiter verringern sich solche Erlöse erfahrungsgemäß, wenn sie von Hand zu Hand und von Jahr zu Jahr weitergegeben werden.« K. achtete auf diese Reden kaum, das Verfügungsrecht über seine Sachen, das er vielleicht noch besaß, schätzte er nicht hoch ein, viel wichtiger war es ihm, Klarheit über seine Lage zu bekommen; in Gegenwart dieser Leute konnte er aber nicht einmal nachdenken, immer wieder stieß der Bauch des zweiten Wächters - es konnten ja nur Wächter sein - förmlich freundschaftlich an ihn, sah er aber auf, dann erblickte er ein zu diesem dicken Körper gar nicht passendes trockenes, knochiges Gesicht mit starker, seitlich gedrehter Nase, das sich über ihn hinweg mit dem anderen Wächter verständigte. Was waren denn das für Menschen? Wovon sprachen sie? Welcher Behörde gehörten sie an? K. lebte doch in einem Rechtsstaat, überall herrschte Friede, alle Gesetze bestanden aufrecht, wer wagte, ihn in seiner Wohnung zu überfallen? Er neigte stets dazu, alles möglichst leicht zu nehmen, das Schlimmste erst beim Eintritt des Schlimmsten zu glauben, keine Vorsorge für die Zukunft zu treffen, selbst wenn alles drohte. ...
http://gutenberg.spiegel.de/kafka/prozess/prozess.htm
"Schwärmerei in Steglitz"
Der Liebe wegen zog der Prager Dichter Franz Kafka (1883-1924) Anfang der Zwanziger Jahre nach Berlin, genauer gesagt nach Steglitz, denn die Metropole selbst fand er eher abschreckend: "Von der inneren Stadt freilich halte ich mich zurück, war nur dreimal dort. Mein Potsdamer Platz ist der Platz vor dem Steglitzer Rathaus, noch er mir zu lärmend, glücklich tauche ich dann in die wunderbar stillen Alleen", schrieb er. Kafka wohnte u. a. mit Dora Diamant in der Villa Grunewaldstraße 13.
http://www.morgenpost.de/content/2007/03/01/was_noch/885855.html
http://gutenberg.spiegel.de/kafka/prozess/prozess.htm
"Schwärmerei in Steglitz"
Der Liebe wegen zog der Prager Dichter Franz Kafka (1883-1924) Anfang der Zwanziger Jahre nach Berlin, genauer gesagt nach Steglitz, denn die Metropole selbst fand er eher abschreckend: "Von der inneren Stadt freilich halte ich mich zurück, war nur dreimal dort. Mein Potsdamer Platz ist der Platz vor dem Steglitzer Rathaus, noch er mir zu lärmend, glücklich tauche ich dann in die wunderbar stillen Alleen", schrieb er. Kafka wohnte u. a. mit Dora Diamant in der Villa Grunewaldstraße 13.
http://www.morgenpost.de/content/2007/03/01/was_noch/885855.html
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