Mittwoch, 27. April 2005
Liebe und Wahn
Bei http://kid37.blogger.de/20050425/ wurde über die Übereinstimmung von Verliebtheit und Psychosen spekuliert. Das bringt mich zu folgender Betrachtung.

Ein Überangebot an Dopamin ist wissenschaftlich erwiesen die biochemische Ursache der Psychose, wodurch das nun wieder verursacht wird bleibt offen, ist multikausal. Wie alles im Leben nie monokausal ist.
An den Synapsen der Dopaminkommunikation setzen Neuroleptika an.
http://shw.fotopages.com/5256519.html

Das EEG wird bei Psychosen eingesetzt, um organische Ursachen, die sich in der Hirnstromkurve zeigen, auszuschließen, wodurch es sich dann um eine sogenannte endogene Psychose handelt. (Durch z.B. Drogen induzierte Psychosen heißen exogen)
http://www.psychiatrie-aktuell.de/disease/detail.jhtml?itemname=schizophrenia&s=3

Nach http://www.kinderpsychiater.org/forum/for201/eeg-psyche.htm
können z.B. Angst (Psychose) und Freude (Verliebtheit) im EEG voneinander unterschieden werden. Jedoch halte ich das Gehirn für zu komplex, um über einige Elektroden (Das Klebzeug im Haar, nervig) eine genaue Aussage über die inneren Zustände zu treffen. Was wird nicht alles gedacht und gefühlt. Das ganze Unbewußte bleibt m.E. unberücksichtigt und was trägt das nicht vermutlich zu den Psychosen bei? Tendenzen sind vielleicht zu erkennen, wenn es hochkommt.

http://idw-online.de/pages/de/news1330 diskutiert die Schwierigkeit, Aussagen über innere Zustände des Gehirns per EEG zu spezifizieren.
Die Psychosen, die ich in der Reha-Klinik kennenlernte, waren alle auf verschiedene Interessen spezialisiert. Wie soll sich da eine Gemeinsamkeit im Gehirn zeigen? Ich bin in der Blogosfear gelandet. Vielleicht die erste Psychose, die in der Blogwelt gefangen war. Andere in ihrem Glauben, andere waren euphorisiert (vielleicht am ehesten vergleichbar einem Verliebtsein), aber alle von Zeichen besessen. Von versteckten Hinweisen. Bei dem einen der Fernseher, beim anderen der Teufel, beim nächsten das Radio, die Zeitung (ich dachte, mein Aboexemplar würde extra für mich gedruckt) und eben Blogs. Ich dachte die Pseudonyme seien zu mir gekommen, um mich gefangen zu nehmen (Polizeirevier).

Die Ausgangslage

"Das Elektro-Enzephalogramm (EEG) erlaubt es, die elektrischen Aktivitaeten der Nervenzellen im Gehirn zu registrieren. Die erhaltenen Signale koennen dann fuer die Diagnose oder Grundlagenforschung untersucht werden. Dabei reicht die Beobachtungsdauer von wenigen Sekunden, wie bei Momentaufnahmen innerhalb psychologischer Tests, bis hin zu mehreren Stunden, wie bei einer Aufzeichnungen waehrend einer ganzen Nacht im Schlaflabor. Diese Signale sind hochkomplex, die Auswertung entsprechend schwierig: 100 Milliarden Neuronen im menschlichen Hirn erzeugen ueber 100 Billionen Synapsen-Verbindungen. Dies muss man sich so vorstellen: Verteilte man entsprechend viele Telefone auf die gesamte Menschheit, so bekaeme jeder 20 Apparate, mit denen er unmittelbar mit mehr als 20.000 Partnern gleichzeitig telefonieren wuerde."

Schwierigkeit
"Aber auch das Gehirn selbst produziert zusaetzliche EEG-Signale, die etwa fuer die gewuenschte Diagnose "depressiv" oder "psychotisch" irrelevant sind - denn nur psychotisch oder depressiv ist ein Gehirn halt nicht. Die Faehigkeit zu verallgemeinern ist vor allem dann gefordert, wenn etwa Messungen von neuen, dem Netz unbekannten Personen diagnostiziert werden sollen. Wie fruehere Untersuchungen in der FGNN zeigen, sind EEG-Daten oft - wie ein Fingerabdruck - stark individuell gepraegt. Unabhaengigkeit von Personen ist daher ein schwieriges Problem, das aber langfristig zu ueberwinden sein wird."


Verliebtsein ist netter - auf alle Fälle netter als eine Paranoia

Verliebtsein und Psychosen haben auch nicht dieselbe chemische Grundlage, können sie auch nicht, weil sie vom Erleben grundverschieden sind. Ein Liebeskummer ist ein Lacher gegen den Wahn. Das Verliebtsein beruht auf hormonellen Ursachen.
"Verlieben sich Fraun und Mann dann schalten sich deren Hormone gleich. Das bedeutet, dass sich ihrer Testosteronspiegel auf das gleiche Niveau einpendeln."
http://www.medizinauskunft.de/artikel/liebe/07_05_hormone.php

Körpereigene Drogen
http://members.fortunecity.de/pinsel1/

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Selbstverständlich sind solche Gleichsetzungen immer nur oberflächlich, reduzierend und ungenau. Wenn der Volksmund flapsig von "verrückter Liebe" spricht, ist das - wie Sie schon sagen - ein Lacher gegen eine echte psychische Erkrankung. Genauso wie man sagt, man sei krank vor Liebe. Ein Junkie würde sich zurecht auch wehren gegen den Vergleich, Liebeskummer sei wie "Turkey", auch wenn man gewisse medizinische Parallelen ziehen kann (Veränderungen im Stoffwechsel und Hormonkreislauf).

Sie haben da sehr interessante Links zusammengetragen.

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Junkie
Einverstanden. Redeweisen bilden sich in Analogien, die oft hinken oder nur entfernt zutreffen. Junkie wird meiner Meinung nach auch in anderen Zusammenhängen viel zu oft verwendet. TV-Junkie, Blog-Junkie etc. Das Elend eines Junkies ist grenzenlos und erschreckend. Man sollte da andere Komposita benutzen.

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