Dienstag, 24. Mai 2005
Politisches Berlin
Das erscheint alles nicht logisch. Die Grünen freuen sich jetzt darauf die Lederjacken aus dem Schrank zu holen und mit der alten Putzgruppe sich um den Fischerman zu scharen.
Im DLF hat eben Mahrenholz gesprochen und nun (nach der NRW-Wahl) eine andere Qualität der Bundestagsmehrheit gesehen. Wie das? Bei Agenda2010 war die Mehrheit auch schon knapp. Jetzt also noch knapper als knapp. Köhler hätte keinen Ermessungspielraum (warum dann eine Entscheidung, wenn es quasi einen Automatismus geben soll, der vom Kanzler bestimmt wird), wenn der Kanzler die Vertrauensfrage verlieren sollte. Daß alle Parteien es wollten, spiele keine Rolle. Das habe ich aber heute anders (nach-83) gelesen.
"Heute-Journal" heute. Erst Münte (ok, muß ich durch), dann Angela und schließlich Fisherman friends. "Landtagswahlen sind Landtagswahlen." Quatsch. Warum dann am selben Tag die Ankündigung von Neuwahlen im Bund? Darum ging es ja auch im Interview. SPD. Alles Spd.Viel Diskussion. Wenn sie (Rot-Grün) gewinnen werden, so Fischer, dann wird die Bundesratsmehrheit eine neue Qualität im Lichte des Wahlergebnisses haben. Wie kommt man auf solch eine Taktik? Was lesen die? Wenn ich verliere mit meinen Positionen, warum soll ich die mir dann vom Gegner aufzwängen lassen, wenn eh alles (im Bund) verloren ist. Das hat Lafontaine auch nicht anders gemacht - Überzeugungstäter und aus seiner Position logisch. Nichts anderes zu erwarten. Konzept gegen Konzept. In den Bundesländern haben die Konzepte gewonnen und nun sollen die im Bund scheitern? Nur, das kann doch wirklich niemand annehmen, daß Rot-Grün nochmals gewinnen wird. Nein. Die letzte Wahl geht auf das Konto von Spaßmacher Westerwelle, der mit Möllemann alles versaut hat. Jetzt beeilt er sich. Aber die nächste ist verloren, da lege ich mich fest. Die wollen verlieren. Alles andere ergibt keinen Sinn. Sie wissen eben nicht mehr weiter.
Das muß sich noch klären. Irgendetwas stimmt nicht. Nicht stimmig. So schnell. Politische Klasse sofort einig. Vorwurf an CDU wegen fehlender K-Antwort. Nein. Das geht alles zu schnell, zu glatt. Mal hören, was Köhler zu sagen hat. Ich setze auf BILD, die kriegen so etwas immer raus. Telefonat mit Schröder.
Abwarten.

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K.9

"Es ist schwer mit euch", sagte K. und verglich wie schon öfters ihre Gesichter, "wie soll ich euch denn unterscheiden? Ihr unterscheidet euch nur durch die Namen, sonst seid ihr einander ähnlich wie" er stockte, unwillkürlich fuhr er dann fort , "sonst seid ihr einander ja ähnlich wie Schlangen."
...Ich werde euch deshalb wie einen einzigen Mann behandeln und beide Artur nennen, so heißt doch einer von euch...Schicke ich Artur irgendwohin, so geht ihr beide, gebe ich Artur eine Arbeit, so macht ihr sie beide, das hat zwar für mich einen großen Nachteil, daß ich euch nicht für eine gesonderte Arbeit verwenden kann, aber dafür den Vorteil, daß ihr für alles, was ich euch auftrage, gemeinsam ungeteilt die Verantwortung tragt..."
Sie überlegten das und sagten: "Das wäre uns recht unangenehm."
"Wie denn nicht", sagte K., "natürlich muß euch das unangenehm sein, aber es bleibt so."
...
"Ihr dürft mit niemandem ohne meine Erlaubnis sprechen. Ich bin hier ein Fremder, und wenn ihr meine alten Gehilfen seid, dann seid auch ihr Fremde. Wir drei Fremden müssen deshalb zusammenhalten, reicht mir daraufhin eure Hände."
...
"Gut", sagte der eine. Der andere aber fuhr dazwischen: "Du sagst: Gut, und weißt doch, daß es unmöglich ist."
"Ruhe", sagte K., "ihr wollt wohl anfangen, euch voneinander zu unterscheiden."
Doch nun sagte auch schon der erste: "Er hat recht, es ist unmöglich, ohne Erlaubnis darf kein Fremder ins Schloß."
"Wo muß man um die Erlaubnis ansuchen?"
"Ich weiß nicht, vielleicht beim Kastellan."
"Dann werden wir dort telefonisch ansuchen, telefoniert sofort an den Kastellan, beide!"
Sie liefen zum Apparat, erlangten die Verbindung wie sie sich dort drängten! Im Äußerlichen waren sie lächerlich folgsam und fragten, ob K. mit ihnen morgen ins Schloß kommen dürfe. Das "Nein!"
der Antwort hörte K. bis zu seinem Tisch. Die Antwort war aber noch ausführlicher, sie lautete: "Weder morgen noch ein andermal."
"Ich werde selbst telefonieren", sagte K. und stand auf. ...Es entwickelte sich folgendes Gespräch: "Hier Oswald, wer dort?"
rief es, eine strenge, hochmütige Stimme, mit einem kleinen Sprachfehler, wie es K. schien, den sie über sich selbst hinaus durch eine weitere Zugabe von Strenge auszugleichen versuchte. K. zögerte, sich zu nennen, dem Telefon gegenüber war er wehrlos, der andere konnte ihn niederdonnern, die Hörmuschel weglegen, und K. hatte sich einen vielleicht nicht unwichtigen Weg versperrt. K.s Zögern machte den Mann ungeduldig. "Wer dort?"
wiederholte er und fügte hinzu: "Es wäre mir sehr lieb, wenn dortseits nicht soviel telefoniert würde, erst vor einem Augenblick ist telefoniert worden."
K. ging auf diese Bemerkung nicht ein und meldete mit einem plötzlichen Entschluss: "Hier der Gehilfe des Herrn Landvermessers."
"Welcher Gehilfe? Welcher Herr? Welcher Landvermesser?"
K. fiel das gestrige Telefongespräch ein. "Fragen Sie Fritz", sagte er kurz. Es half, zu seinem eigenen Erstaunen. Aber mehr noch als darüber, daß es half, staunte er über die Einheitlichkeit des Dienstes dort. Die Antwort war: "Ich weiß schon. Der ewige Landvermesser. Ja, ja. Was weiter? Welcher Gehilfe?"
"Josef", sagte K. Ein wenig störte ihn hinter seinem Rücken das Murmeln der Bauern; offenbar waren sie nicht damit einverstanden, daß er sich nicht richtig meldete. K. hatte aber keine Zeit, sich mit ihnen zu beschäftigen, denn das Gespräch nahm ihn sehr in Anspruch. "Josef?"
fragte es zurück. "Die Gehilfen heißen" eine kleine Pause, offenbar verlangte er die Namen jemandem anderen ab "Artur und Jeremias."
"Das sind die neuen Gehilfen", sagte K. "Nein, das sind die alten."
"Es sind die neuen, ich aber bin der alte, der dem Herrn Landvermesser heute nachkam."
"Nein!"
schrie es nun. "Wer bin ich also?"
fragte K., ruhig wie bisher. Und nach einer Pause sagte die gleiche Stimme mit dem gleichen Sprachfehler und war doch wie eine andere tiefere, achtungswertere Stimme: "Du bist der alte Gehilfe."
K. horchte dem Stimmklang nach und überhörte dabei fast die Frage: "Was willst du?"
Am liebsten hätte er den Hörer schon weggelegt. Von diesem Gespräch erwartete er nichts mehr. Nur gezwungen fragte er noch schnell. "Wann darf mein Herr ins Schloß kommen?"
"Niemals", war die Antwort. "Gut", sagte K. und hing den Hörer an.

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