Freitag, 16. Mai 2008
Einsamkeit im blauweißen Kleid

Et si omnes, ego non
Auch wenn alle es so machen, ich nicht
(Hausmotto bei Boeselager)


Ich sitze in einer Art geistigem Rollstuhl.

Ab wieviel Beobachtungsenergie (echter) spürt man diese und welche Entfernung kann diese zurücklegen. Wieviele Augen sind auf Menschen im Schwimmbad gerichtet; Summe von.
Wielange darf man jemanden fixieren? Das regelt der Richter der Augen mit Binde.

Seerosen treiben im Chlorwasser; Celophanfolie; Unterwassergeräusche; hoher Geräuschpegel im Schwimmbad (Hallo Seerose! Hallo auch! Mit Blicken), des sind wie ich gerade erfahre, Pfingstferien. Seit wann gibt es denn die?
Deshalb ist G. (Berufsschullehrer, der heiße Geschichten zu erzählen hat) in Urlaub.
Mein dynamischer Rentner-Tangaschwimmer, der merkwürdigerweise mit mir magnetisch reagiert (wer zieht hier wen an?), ist auch wieder aufgetaucht. Seitdem geht mein Adrenalinpegel durch ihn hoch, wegen vor Jahren (Dopamin ist nach Preist eine Vorstufe der Streßhormon-Synthese - deshalb Psychose stark korrelierend mit Streß; deshalb? na ja im Zusammenhang), nun seitdem schwimme ich in der Sportbahn, auch draußen (1500 + 2x 600m).
Ich bin nicht blaß, eher der Lancastertyp, obwohl ich nie ins Solarium gehe. Ich mag natürliche Bräune und braunes Haar, wenn ich mich denn festlegen sollte.

Mal wieder Geräusche mit Migrationshintergrundrauschen im Ohr aus der Umkleide in einer Art Kanon endlos:
Ich ficke Deine Mutter / Du Hurensohn / Du schwuler Kasper / Du Opfer / Bist Du schwul? / Ich muß auf's Klo, ich bin schon ganz feucht usw. mit allen anderen Albernheiten von Teenagern.

Ich sollte also eine Sonnenblume malen? Stattdessen habe ich mir ein Ohr abgebissen als ich im Bach beinahe ertrunken wäre, den ich nicht bespielen konnte. Die richtigen Tasten drücken. Glücklicherweise haben wir kein Familiengrab, denn da wollte ich nicht hinein. Ich bilde ein Neues mit R. Wann müssen wir uns darum kümmern?

Hausarbeit habe ich intus, seit 1976, als Sohn einer echt alleinerziehenden Mutter. Einkaufen, Spülen, Saugen, Glastische, Wäsche mal und Miracoli. Das reicht mir. Und bei meiner Mutter war das super korrekte Einarbeitung. Ob sie mir die eingeschleusten Eigenkäufe genehmigte als Wiedergutmachung oder nicht bemerkte? Akzeptiert, solange im Rahmen. Ich spreche ja nicht mehr mit ihr, also auch darüber nicht. Ich bin auch nicht sauer darüber; es ging nicht anders, aber genervt hat es dennoch, zumal keiner meiner Freunde Vergleichbares machen mußte. Die hatten entweder nette Vollhausfrauen oder Putzfrauen zu Hause. Dafür konnte ich den ganzen Tag machen, was ich wollte, eben auch keine Hausaufgaben. Aus diesem Grunde kenne ich viel Musik und Texte auch. Und Gitarre nach Noten und Akkorden habe ich auch viel gespielt, leider immer nur auf der von meinem Onkel geschenkten Konzertgitarre. Wenn der angeborene Protest in mir hochkam, weigerte ich mich auch bei den öffentlichen Aufführungen mitzumachen und trieb damit meine Mutter in Verzweiflung, die dann manchmal tatsächlich in Ohnmacht fiel, auch wenn ich mir die damals noch langen Haare nicht abschneiden wollte. Das schreckte etwas. Ging ich dann? Mal so, mal so. Ein so mit so, warum nur?
In diesen Schlüsselkindzeiten machte ich auch Experimente mit Luftanhalten und Brustkorbdrücken, wie wir es schon in der 5. Klasse gemacht hatten. Prompt fiel ich in die Glasscheibe der Tür.

Ich hatte immer Freunde bis. wann fing das an? Wie bei vielen, wenn die Cliquen sich auflösen. Ich mußte es aber beschleunigen, weil ich nichts mehr mit Drogen zu tun haben wollte. Und diese dominierten leider alles. Wenn das wegfällt, wird es langweilig. Außerdem vertrug ich es bekanntlich nicht. Ich ging dann allein in den Grunewald stundenlang und sang mit den Vögeln. C. wunderte sich darüber. Aber was sollte ich mit ihm und seiner Freudin zusammen unternehmen? Zusehen, wie sie knutschten? Das werde ich nie verstehen, wie Paare sich nur mit sich selbst beschäftigen, während Singles dabei sind. Genauso wie Personen, die in der Stadt nicht die Wirklichkeit aufnehmen, sondern die ganze Zeit sich mit ihren Handys beschäftigen. Die bemerken gar nichts mehr. Und am Abend vor die Glotze.
Mein Nachbar spricht schon mit seinen Pflanzen.

Leute, die an der Ampel angehupt werden, weil sie nicht losfahren und dann provokativ 30 fahren. Wie blöd kann man eigentlich sein?

Mein Bruder war beleidigt, weil er plötzlich Frankie goes to Hollywood entdeckte, die ich als Schwulenkombo, als Beschreibung nicht als Abwertung, bezeichnete. Aber ein harter SMler will nicht in die weiche Ecke. Relax mal. Außerdem waren das C.s Worte als ich mit der "Liverpool" aus WOM kam. Live habe ich sie auch gesehen. Wir wärmten dann mit reichlich Waldmeisterbowle die Diskussion darüber auf, ob sie ihre Instrumente beherschten und wo eigentlich die Musik spielt. Malcom McLaren und Swindle der Pistols und so weiter bis Bonny M.
Eine Bekannte im Grolmann-Cafe fand auch RELAX typische Männermusik, pulsierend? In diesem Cafe, das sie vorgeschlagen hatte, lernte ich die MännerVogue kennen, die mir damals ziemlich teuer vorkam. Daraus ist bekantlich GQ geworden, nur schlechter. Die Frauen Vogue ist sowieso die beste. Aktuell SEX mit Schiffer und Testino u.a. Auch schwul. Warum müssen die interessanten Männer häufig schwul sein? Seltsam peinlich sein Foto hinten mit den Fragen. Blitz zwischen den Beinen. Sehr selbstverliebt wie wir alle sind.
"Auf das, was wir lieben; auf uns!" (Kurt). Von dort ist es nicht mehr so weit zum Selbsthass. Haß und Liebe ist sowieso sehr nahe beieinander.

Wo bleibe ich hängen, während ich im Wasser treibe? In Gedanken, real ist das Gegenteil von ideal.

"Du hättest schießen sollen!"
http://www.welt.de/wams_print/article1984850/Du_haettest_schiessen_sollen.html

Die Einsamkeit war eine schlanke, dunkle Frau in einem langen Kleid, das einfarbig weiß und einfarbig dunkelblau war. Gleichzeitig. Es ist mir nie gelungen, das zu zeichnen oder auch nur verständlich zu erklären. Am ehesten kann man es vielleicht mit einem Schatten an der Wand vergleichen...Es beschreibt ziemlich treffend, wie es ist, ein etwas eigenartiger, verträumter, selbständiger und einsamer Teenager zu sein. Es hat eben mit beidem zu tun, dem unschuldig reinen Weiß und dem dunkelblauen Blues eines blauen Montags. Vollständig und gleichzeitig.
(Arnhild Lauveng, "Morgen bin ich ein Löwe")

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